23.4. – 3.5.2014 at ZHDK Zürich. Faculty members: Peter Stamer, Doris Uhlich, and Diego Gil
“We consider ‘contemporary’ as an ‘ecological field’ which all of us share working in the context of dance performance. We want to avoid to get caught in a discussion of the ‘contemporary’ as a category that is imposed from external forces (Art Market) rather than as a concern that we are busy with day by day in the very making of our work. In general, we want to consider the ‘contemporary’ not as a fixed category but as a process of inquiring that is done through our methodologies of research and production in dance and as a creative process which redefines what that very category could be.“
Sincerely, Diego, Doris, and Peter
Choreograf/innen und Tänzer/innen in der Schweiz bewegen sich in einem stetig gewachsenen und zunehmend professionalisierten Berufsfeld. Sie sind gefordert in ihrer tänzerischen und choreografischen Praxis ebenso wie in der Reflexion ihres Tuns und dessen Artikulation gegenüber Anderen. Diesen Anforderungen begegnet in der Schweiz eine Aus- und Weiterbildungslandschaft, die erst partikular Möglichkeiten der künstlerischen und theoretischen Ausbildung in Tanz und Choreografie bietet. Ein Format, das eine Verschränkung von Theorie und Praxis in der künstlerischen Forschung anstrebt, existiert nicht. Diese Lücke wollte die Research-Academy for Dance and Choreography 2014 füllen. Sie lud Choreograf/innen, Tänzer/innen und Theoretiker/innen ein, über die Frage nachzudenken, was Zeitgenossenschaft im Allgemeinen und zeitgenössischer Tanz im Speziellen ausmacht.
Tanz, Theorie und künstlerisches Forschen stehen historisch betrachtet in einem komplexen und umstrittenen Verhältnis. Hartnäckiger als in anderen Disziplinen hielt sich hier die im Westen hochgehaltene Trennung der theoretischen Beobachtung von dem künstlerischen Tun. Die Debatte um künstlerische Forschung wird erst seit jüngerer Zeit geführt. Doch spätestens seitdem Choreografierende in den 1990er-Jahren begannen ihre Arbeiten entlang theoretischer Diskurse zu entwickeln, seit Tänzer/innen und Choreograf/innen ihre Berufe an Hochschulen erlernen und umgekehrt, die Praxis im angloamerikanischen und zunehmend auch im deutschen Sprachraum Einzug in die Universitäten hält und seit im Zuge der Entwicklung künstlerischer Forschungsformate neue Sichtweisen auf künstlerische Praxis und Expertise entstanden, spätestens also seit der Tanz mit dem Label des Zeitgenössischen versehen ist, gilt es, das Verhältnis von Theorie, Praxis und Forschung neu zu denken.
In der Verschränkung von tänzerischer Praxis, wissenschaftlicher und künstlerischer Forschung und Ausbildung handelte es sich bei der Research-Academy for Dance and Choreography 2014 um ein Brückenprojekt. Es sollte in seiner breit abgestützten Form interdisziplinäre Lernprozesse ermöglichen, neue Perspektiven eröffnen und zu einer Vernetzung innerhalb der Tanz- und Performanceszene führen. Durch die Einbindung in das Schweizer Tanzfestival Steps wurde zudem eine Verbindung zum tanzinteressierten Publikum hergestellt und eine weitere Schnittstelle zwischen Forschung, Ausbildung, Produktion und Rezeption geschaffen.
Wie verhält sich die Zeitgenossenschaft eigentlich zur Gegenwart? Welche künstlerischen Praktiken bringt sie hervor bzw. sind gefordert? Längst impliziert die Zeitgenossenschaft nicht mehr eine unmittelbare Teilhabe, die Individuen zu einer Einheit zusammenfügt. Gemeinschaften sind heute vielmehr plural und bewegt; ebenso zeitgenössische Kunstpraktiken, die in ihrem selbstreflexiven Gestus gerade einen Abstand zu der Zeitgenossenschaft pflegen. Inwiefern vertritt also der Tanz, mit dem wir zeitgenössisch sind, überhaupt eine Idee des Zeitgenössischen? Und was könnte dies sein?
In den letzten Jahren wurde insbesondere in der Bildenden Kunst die Frage nach dem ‚Zeitgenössischen’ in der Kunst rege diskutiert. Bezogen auf Tanz ist die Thematik allerdings noch wenig erarbeitet bzw. nach wie vor virulent. Insbesondere die Frage nach dem Verhältnis von Gegenwart, Geschichte und Zeitgenossenschaft verspricht, fruchtbar zu sein, ebenso nach einer zeitgenössischen (Tanz)Ästhetik und nach Praktiken der Teilhabe in Bezug auf eine zu klärende ‚Zeitgenossenschaft’.
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