Ein Workshop am Tanzquartier Wien
„Der Augenzeuge eines Verkehrsunfalls demonstriert einer Menschenansammlung, wie das Unglück passierte. (…) Seine Demonstration verfolgt praktische Zwecke, greift gesellschaftlich ein.“ Brechts Straßenszene bildet als Urszene von Theater eine immer wieder übersehene Referenz für die Ästhetik und den Auftrag zeitgenössischen Theaters. Dabei stellt der Text aus dem Jahr 1938 die Frage der sozialen Verhältnisse vor allem als Frage des Theaters und seines Verhältnisses von Körper und Sprache, Zuschauer und Zeuge, von Teilhabe und Vergesellschaftung, von Erzählen und Darstellen. Was heißt nun Darstellen im Zeitalter des Unfalls, unserer Krisen?
In dem Workshops analysierten wir den theatertheoretischen Text Brechts und inszenierten ihn – buchstäblich. Die theoretischen Überlegungen behandelen wir dabei als Regieanweisungen fürs Zeigen, Erzählen und Darstellen sowohl der Brechtschen Straßenszene wie auch von Unfällen im Allgemeinen. Dabei griffen wir u.a. auf Spieltechniken aus der Performance For Your Eyes Only’ filmische Point-of-View-Erzählübungen oder Raumbeschreibungen zurück. Für die Teilnehmer galten die Worte Bertolt Brechts: „Der Demonstrierende braucht kein Künstler zu sein.“
Im Rahmen von SCORES am Tanzquartier Wien, 12. April – 14. April 2012