Redebeitrag im Rahmen der Doppelredereihe Der Widerstand gegen die Theorie am Tanzquartier Wien, 12. April 2013
Der Widerstand gegen die Theorie ist (auch) der Widerstand gegen eine Sprache, die über Sprache spricht. Ein Selbst-Widerstand, weil Sprache das, was sie in jedem Satz auszudrücken sucht, in diesem nicht aussagt. Der Sinn jeden Satzes, um Deleuze zu paraphrasieren, wird erst im folgenden gesagt, in einem unaufhörlichen Aufschub von Sinn, einer Verschiebung auf ein Nächstes, das im Moment des Sagens noch nicht Sinn entwickelt. Diese Suspension distanziert die Sprache von sich selbst, weil sie sich entfernt von dem Sinn, den sie zu sagen verspricht. In dieser Doppelfigur eines Versagens des Versprechens eines Sinns, die gleichermaßen als Versprechen dieses Versagens die Negativitätsästhetik des Kunstdiskurses befeuert, liegt die Chance von Sprache, Aussagen über Kunst, die an ihrem Erkenntnisrand ihr fremd bleibt, zu treffen. Denn nicht die Kunst gibt in ihrer enigmatischen Stummheit ein diskursives Rätsel auf, es ist die Sprache, die in ihren Übersetzungsversuchen von Kunst in den Diskurs mit sich selbst spricht – und ihrer eigenen Unwiderstehlichkeit ständig zu widerstehen trachtet, weil sie eine Erkenntnisleistung zu produzieren behauptet, der gegenüber sie dann allerdings blind ist …