Im nunmehr sechsten Jahr laden Frauke Havemann und Peter Stamer in diesem Sommer Kunstschaffende unterschiedlicher Disziplinen und Generationen ein, um für die besondere Architektur des Pavillon am Milchhof neue künstlerische Arbeiten zu entwickeln. Die Berliner Künstler*innen zeigen vom 12. Juli bis 9. August 2025 fünf (Neu-)Produktionen und Uraufführungen, die das Motto der Reihe “Unter dem Pflaster” als Ausgangspunkt ihrer multidisziplinären Arbeiten nehmen.

Den Festivalauftakt machen am 12. Juli 2025 die Ghost Riders Peter Stamer und Yosi Wanunu, die in ihrer performativen Séance die Geister ihrer verblichenen Väter beschwören. Ein Familienalbum aus unvollendetem Vatermord, unausgesprochener Liebe und dem Unglück vertaner Chancen, aufgeblättert von zwei Theatermachern, die das Vergangene nicht ruhen lassen wollen. In englischer Sprache.

Auch in der filmischen Installation von Thomas Martius spielt der Vater die zentrale Rolle. Am 19. Juli 2025 erzählt der Filme- und Theatermacher in Der verlorene Vater mit grell-bunten 8mm-Amateurfilmaufnahmen eine fiktive Familiengeschichte, die sich über die USA und Deutschland bis nach Ex-Jugoslawien ausbreitet.

Am 26. Juli 2025 geben dann die Filmemacher Frauke Havemann und Eric Schefter in ihrer Video-Installation Atmospheric Conditions einen ersten Einblick in ihr neues filmisches Projekt, welches in einer Welt ohne funktionierendes Internet spielt. Teilweise in englischer Sprache.

Simone Gisela Weber lädt am 2. August zu einem Fest der Verwandlung: In ihrer Installation Everyone’s Joy, No One’s Sorrow begibt sich die Performerin auf die Suche nach Formen und Ideen von Gemeinschaft, die in mitteleuropäischen Fastnachtstraditionen praktiziert werden.

Den Abschluss der Reihe bildet am 9. August 2025 schließlich die Choreografin Aleksandra Petrushevska, die mit Hard Beat (Solo Iteration) einen traditionellen mazedonischen Volkstanz für Männer choreografisch mit anderen Tanz- und Musikstilen verflechtet und seine Bedeutung aus weiblicher Sicht umgestaltet


Samstag, 12. Juli 2025, 20.30 Uhr

Peter Stamer & Yosi Wanunu

Ghost Riders

Zwei Söhne, der eine Deutscher, der andere Ex-Israeli und jetzt Österreicher, beschwören in ihrer performativen Séance die Geister ihrer verblichenen Väter. Ein Familienalbum aus unvollendetem Vatermord, unausgesprochener Liebe und dem Unglück vertaner Chancen, aufgeblättert von zwei Theatermachern, die das Vergangene nicht ruhen lassen wollen. Berlinversion in englischer Sprache.

Entwickelt und aufgeführt von Yosi Wanunu und Peter Stamer // Musik von Peter Stamer // Produziert von Kornelia Kilga/toxic dreams

Two sons – one German, the other a former Israeli now turned Austrian -summon the spirits of their deceased fathers in this performative séance. A family album of unfinished patricide, unspoken love, and the misfortune of lost opportunities, flipped open by two theater makers who refuse to let the past rest. Berlin version in English.

Devoloped and performed by Yosi Wanunu and Peter Stamer // Music by Peter Stamer // Produced by Kornelia Kilga


Samstag, 19. Juli 2025, 20.30 Uhr

Thomas Martius u.a.

Der verlorene Vater

Die dokumentarische Fiktion erzählt mit grell-bunten 8mm- Amateurfilmaufnahmen eine Familiengeschichte, die sich über die USA und Deutschland bis nach Ex-Jugoslawien ausbreitet. Das grobkörnige Filmmaterial wurde in den 1960er und 70er Jahren nur sparsam eingesetzt – ohne Autofokus und Mikrofon, in einer Ära vor Home-Video und Internet.

Bei dem verzweifeltem Versuch von Thomas Martius, einen Theaterabend von 2019 als Film im Pavillion zu installieren, stehen ihm eigens gebaute Avatare zur Seite. Die Kinotherapeutin Frau Kattel (Petra Steuber) behält die Ruhe und hilft der Hauptfigur Selma (Tania Feurich), ihren Vater zu suchen – und vielleicht sich selbst zu finden.

Weitere Informationen (Stab, Inhalt, Videos) auf der Website:

www.derverlorenevater.de
https://www.instagram.com/derverlorenevater/

Incorporating vivid, amateur 8mm film footage, the documentary fiction traces a family story that spans from the USA and Germany to the former Yugoslavia. The grainy Super 8 material was filmed sparingly in the 1960s and 70s—without autofocus and microphones, in an era before home video and the internet.

In Thomas Martius’s desperate attempt to transform a 2019 theater performance into a film installation in the pavilion, he is assisted by custom-built avatars. The cinema therapist, Frau Kattel (Petra Steuber), keeps her cool and helps the main character, Selma (Tania Feurich), to search for her father—and perhaps to find herself.

Further information (staff, content, videos) on the website:
www.derverlorenevater.de
https://www.instagram.com/derverlorenevater/

Samstag, 26. Juli 2025, 20.30 Uhr

Frauke Havemann & Eric Schefter

Atmospheric Conditions

„Das generelle Mißtrauen gegenüber der Sicherheit des Internets hat sich weiter ausgebreitet. Menschen suchen nach alten Geräten. Vor allem Radios. Allerdings ist der Sprung zurück ins analoge Zeitalter für viele sehr herausfordernd….“

Mit der Video-Installation Atmospheric Conditions geben Frauke Havemann und Eric Schefter einen ersten Einblick in ihr neues filmisches Projekt, welches in einer Welt ohne funktionierendes Internet spielt.

“The general mistrust of internet security has continued to spread. People are looking for old devices—especially radios. However, the leap back into the analog age is very challenging for many…”

With the video installation Atmospheric Conditions, Frauke Havemann and Eric Schefter offer a first glimpse into their new film project, which is set in a world without a functioning internet.


Samstag, 2. August 2025, 20.30 Uhr

Simone Gisela Weber

Everyone’s joy, No one’s sorrow

Die Stadt verwandelt sich in einen temporären, kilometerlangen und kollektiven Körper. Menschen verbinden sich mit Ihrer Umwelt: Sie verwandeln sich in Tiere, Wesen und Objekte. Jetzt heißt es wieder: Mitmachen oder die Stadt verlassen! Karneval – ein ausgelassenes Fest der Gemeinschaft? Ein riesiges Trinkgelage? Ein Spiegel der Gesellschaft oder alles wie jedes Jahr?

In der Installation EVERYONE’S JOY, NO ONE’S SORROW wird der Pavillon zu einem Ort des Danachs. Hier ist Karneval nicht bloß ein Fest. Er wird zum Riss in der urbanen Oberfläche, aus dem andere Wesen hervortreten: Tiere, Geister, Maschinen, Masken. Ein Ort, an dem der Mensch durchlässig wird. Körper werden zu Masken. Masken werden zu Kreaturen. Hier wird der Karneval zu einer Probe für die Zukunft, für alles, was noch möglich sein könnte.

Die Installation EVERYONE’S JOY, NO ONE’S SORROW basiert auf der gleichnamigen Partizipativen Performance.

KONZEPT, CHOREOGRAFIE, RECHERCHE: Simone Gisela Weber // PERFORMANCE: Simone Gisela Weber, Juli Frodermann // RECHERCHE: Sophia Maria Keßen // SOUND: Juli Frodermann // KOSTÜM UND MASKEN: Simone Gisela Weber in Kollaboration mit Giulia Cauti // Die Recherche wurde durch das Recherchestipendium des Fonds Darstellende Künste gefördert.

Eine Bühnenversion dieser Arbeit feierte am 11. Juni 2025 im Freien Werkstatt Theater Köln Premiere. Die Umsetzung wurde durch die Unterstützung der Jan van Eyck Academie ermöglicht.

Simone Gisela Weber

EVERYONE’S JOY, NO ONE’S SORROW
– An Art Installation-

The city transforms into a temporary, kilometer-long, collective body. People connect with their environment: they transform into animals, beings, and objects. Now it’s time again: Join in or leave the city! Carnival – a joyous celebration of community? A massive drinking spree? A mirror of society, or just like every year?

In the installation EVERYONE’S JOY, NO ONE’S SORROW, the pavilion becomes a place of what comes after. Here, Carnival is not just a celebration. It becomes a crack in the urban surface, from which other beings emerge: animals, spirits, machines, masks. A place where humans become permeable. Bodies turn into masks. Masks turn into creatures. Here, Carnival becomes a trial for the future, for everything that could still be possible.

The installation EVERYONE’S JOY, NO ONE’S SORROW is based on the participatory performance of the same name.

Concept, Choreography, Research: Simone Gisela Weber // Performance: Simone Gisela Weber, Juli Frodermann // Research: Sophia Maria Keßen // Sound: Juli Frodermann // Costumes and Masks Simone Gisela Weber in collaboration with Giulia Cauti // The research was supported by a research grant from the Performing Arts Fund.

A stage version of this work premiered on June 11, 2025 at the Freie Workshop Theater in Cologne. The implementation was made possible with the support of the Jan van Eyck Academy.


Samstag, 9. August 2025, 20.30 Uhr

Aleksandra Petrushevska

Hard Beat (Solo Iteration)

Hard Beat (Solo Iteration) is a choreographic work by Aleksandra Petrushevska that reimagines Teshkoto, a traditional Macedonian male folk dance often regarded as intangible cultural heritage. The aim is not to preserve it, but to question it, disrupt it, draw inspiration from it, stretch its frame, weave in other dance and music styles, and transform its meanings from a female perspective.

Hard Beat (Solo Iteration) refers both to a hard-hitting drumbeat and a pounding heartbeat. While this body–drum relationship might suggest rapid movements and beats, the piece instead explores a more nuanced and unpredictable rhythmicality. It invites the audience to witness a dance that is precise and controlled in execution, yet soft and grounded in presence. Out of slow, hypnotic, weighted shifts and footwork, a gradual acceleration builds, distorting both rhythm and form until neither can be sustained or clearly recognized.

Hard Beat (Solo Iteration) rewinds time, looping back to re-inscribe the dance itself. It builds structure, breaks it apart, and begins again—to make another dance.


Unter dem Pflaster 2025 // Schwedter Straße 232 // 10435 Berlin // milchhofpavillon.de // instagram: unterdempflaster

Die Veranstaltung finden im Freien statt. Freier Eintritt.

Mit besonderem Dank an FLINN WORKS für die Überlassung der Kopfhörer!